Faszination für den Tod
Für die meisten Menschen ist der Tod eine beängstigende Sache. Nicht so für das Toraja Volk auf der Insel Sulawesi, die den Tod als ultimativen Meilenstein auf dem Weg zum ewigen Leben sehen und ihn auf einer Art und Weise zelebriert, die für unsere ungewohnten westlichen Augen bizarr ist.
Für die Toraja sind die mit dem Tod verbundenen Rituale nicht gruselig oder beängstigend, sondern ein wesentlicher Bestandteil ihrer einzigartigen Kultur.
Erstens glauben sie, dass ihre Toten für sie aus dem Jenseits sorgen werden. Um sie also zufrieden zu stellen, schmeißen sie Beerdigungen, die sehr teuer werden können, vor allem, wenn der Tote eine hohe Position in der Gesellschaft innehatte. Zuerst wird der Tote nicht eilig begraben, kurz nach dem er verstoben ist, sondern sein Leichnam wird im Hinterhof des Hauses einbalsamiert und aufbewahrt, bis die Beerdigung vorbereitet ist.
Ausländische Besucher sind bei Beerdigungsritualen herzlich willkommen. Die Toraja sind sogar der Meinung, dass ausländische Besucher die Beerdigung aufwerten.
Zum Anlass der Beerdigung werden Schweine und Büffel in aller Öffentlichkeit geopfert (nichts für schwache Nerven!) Und je höher der Status des Toten, desto mehr Büffel werden auf der Straße geschlachtet. Das ist sicher kein angenehmer Anblick für unsere empfindlichen westlichen Mägen (ich will hier nicht das Bild von Gassen beschreiben, die mit Büffelblut getränkt sind und in denen überall Teile von den toten Tieren verstreut sind).
Kein Stück Fleisch wird allerdings verschwendet, denn alles wird an die Mitglieder der Gemeinschaft verschenkt.
Danach wird der Tote in einen Felsen im Dorf beigesetzt, der "Haus ohne Rauch" heißt. Dort lassen die Wohlhabenden eine kleine Figur ihres Verstorbenen aufstellen, die ihn oder sie repräsentiert.
Bei den Beerdigungsriten der Toraja zu Gast zu sein, ist eine außergewöhnliche Erfahrung, die definitiv nichts für schwache Nerven ist. Aber wenn Ihr den Mut fasst, taucht Ihr in eine kulturelle Erfahrung ein, die Euch die Augen für einen anderen Umgang mit dem Tod öffnen wird. Und wer weiß? Vielleicht lernt Ihr sogar etwas.
